Beschreibung
Die Effizienz der Führungs- und Überwachungssysteme hat sich zu einem wichtigen Differen-zierungsmerkmal im Wettbewerb um Finanzmittel entwickelt. Im Mittelpunkt der aktienrechtli-chen Reformbemühungen steht der Aufsichtsrat als zentraler Überwachungsträger des deutschen Corporate Governance-Systems. Angesichts der Professionalisierungsbewegung der Aufsichts-ratsarbeit stellt sich die Frage, inwiefern die Unternehmen dieser Entwicklung durch eine An-passung der Vergütungssysteme Rechnung tragen. Die Arbeit untersucht daher aus agencytheo-retischer Perspektive, ob die Befunde zu den Einflussfaktoren der Aufsichtsratsvergütung auf eine Anreizorientierung hindeuten und die Vergütungsgestaltung somit beiträgt, Interessenskon-flikte zu vermindern. Der Forschungsbeitrag beruht insbesondere auf drei Aspekten: Zunächst wird für die Hypothesenprüfung ein Datensatz von PRIME STANDARD-Unternehmen über den Zeitraum 2005-2008 erhoben. Dieser geht im Querschnittsumfang, Detaillevel und Neuigkeits-grad deutlich über vergleichbare Studien im deutschen Raum hinaus. Zweitens wird ein vari-ablenreiches Wirkungsmodell spezifiziert, welches u.a. erstmals umfassend die Bedeutung von internen Corporate Governance-Merkmalen (d.h. Eigentümer- und Aufsichtsratsstrukturen) in der Bestimmung der Aufsichtsratsvergütung analysiert. Zuletzt kommen mit Random- und Fixed Firm Effects-Modellen methodisch fortgeschrittene Panelregressionen zum Einsatz, welche auf unbeobachtete merkmalsträgerspezifische Heterogenität kontrollieren und somit eine ökono-metrisch rigide Untersuchung der Fragestellung erlauben. Im Ergebnis können statistisch signi-fikante Regressionsmodelle mehr als die Hälfte der Varianz der Stichprobe erklären. Es kann gezeigt werden, dass die wesentlichen Einflüsse auf die Höhe der Aufsichtsratsvergütung in der Unternehmenskomplexität und den Informationskosten, der Fremdkapitalmarktkontrolle, dem Unternehmenserfolg sowie in der Existenz und Wirksamkeit alternativer Disziplinierungsme-chanismen der internen Corporate Governance des Unternehmens zu suchen sind. Verstanden als substantive Unternehmensentscheidung finden sich damit insgesamt empirische Belege, dass die Aufsichtsratsvergütung eine für die unternehmensspezifische Situation angepasste Vertrags-gestaltung (Optimal Contracting) zur Überwindung von Interessenskonflikten widerspiegelt. Die Arbeit stellt theoretisch fundierte und praktisch anwendbare Erkenntnisse zum Status quo der Aufsichtsratsvergütung bereit und kann daher die Basis bilden, um zukünftige Aufsichtsrats-reformen effektiver auszurichten. Das Buch richtet sich damit in erster Linie an Gesetzgeber und privatrechtliche Institutionen, Fach- und Führungskräfte der (Aufsichtsrats-)Praxis sowie an Dozenten und Studenten aus den Forschungsgebieten Corporate Governance, Unternehmensführung und ökonomische Organisationstheorie.
Autorenportrait
Dr. Jörn M. Andreas, Jg. 1980, Ausbildung bei der Bayer AG (MIBS-Programm), Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Handelshochschule Leipzig (HHL) und an der Tsinghua Universität in Peking, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut für Unternehmensführung, Lehrstuhl für Unternehmensführung und Organisation (Prof. Dr. Hagen Lindstädt), Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
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